Ein Spaziergang durch Ebelsberg im Jahr 1809

Beim Überqueren der Brücke ist zu erkennen, dass unser hl. Nepomuk tiefe Narben auf seiner steinernen Brust trägt. Kein Wunder, hat er doch am 3. Mai 1809 neben dem Haus Nr. 16 in vorderster Front gestanden, als am Morgen Franzosen und Österreicher zugleich über die Brücke drängten, einander ins Wasser stießen, um das diesseitige Ufer zu erreichen. Man hängte sich an die Koppel des Vordermannes, ließ sich im Gemenge mittreiben, fürchtete um sein Leben. Was nun im Markt entbrannte, war ein schreckliches Abschlachten. Kaum am Platz angekommen, wurden Freund wie Feind von einem Kugelregen empfangen, der die Reihen erbarmungslos niedermähte. Dennoch wollte der Menschenschwall, der sich aus dem Brückentor ergoss, nicht abreißen. Im Gegenteil! Es war den Österreichern nicht gelungen, die lange Holzbrücke rechtzeitig in Brand zu setzen, was ihnen nun zum Verhängnis wurde.

Kampfhandlungen im Marktbereich
Während die französischen Spitzen unerbittlich dem Ennser Tor, dem Ausgang des Platzes in Richtung Vormarkt zustrebten, wurde in den Häusern ringsum schon heftig gekämpft. Im Nahkampf, mit Bajonetten oder bloßen Händen stritten sich die Soldaten um jedes einzelne Gebäude. Die Österreicher hatten sich zumeist im Obergeschoß verschanzt. Die zur Neige gehende Munition ließ sie nach allem greifen, was zur Hand war, um es den Franzosen aus den Fenstern entgegenzuschleudern. Schon in der ersten Stunde des Gefechts lagen die Gefallenen zu Hunderten auf dem Platz, dessen Mittelpunkt damals der sechseckige Karbrunnen bildete. Aus verkehrstechnischen Gründen steht er heute zwischen Kirche und alter Schule, doch die (wahrscheinlich 1909 angebrachte) Tafel erinnert noch immer an die „Kriegespein, die Ebelsberg gelitten anno 1809“. Der heutige Standort hat aber auch etwas für sich.

Stellt man sich eine Achse in Richtung der Straße vor – was seit 1938 durch die Schleifung des an jener Stelle gestandenen Kornblumhauses kein Problem mehr sein dürfte – gelangt man zu jenem Platz, wo sich das Markttor befand, durch das sich die Franzosen ihren Weg in den Vormarkt erkämpft hatten. Unter der persönlichen Führung ihrer Generäle gingen sie ungestüm weiter vor und kamen schließlich zum Hohlweg, der heute links des alten Feuerwehrdepots abzweigt. Zweifellos mag es sie überrascht haben, an dieser günstigen Stelle keinen Widerstand vorzufinden. Mit Leichtigkeit hätte man ihnen von den Höhenrändern beikommen können. Der Gefahr waren sich die französischen Führer wohl bewusst. Doch nichts! Die Österreicher unternahmen nicht das Mindeste. Gemäß dem alten Kriegermotto: „Ohne Mampf kein Kampf“ lagerten sie in bester Ruhe an den Hängen des Schiltenbergs und bereiteten ihr Mittagessen. Die Soldaten hatten mit dem Abzug aus Linz eine schlaflose Nacht hinter sich gebracht. Hinter der Traun wähnten sie sich in Sicherheit. Dem anhaltenden Feuer maßen sie keinerlei Bedeutung zu. Jetzt fanden sie sich in arger Bedrängnis, als die Franzosen aus dem Hohlweg hervorbrachen. Wie gelähmt hatte man ihnen zunächst nichts entgegenzusetzen. Mann um Mann fiel im feindlichen Kugelregen.

Als Erste fassten sich die Wiener Freiwilligen. Unter ihren legendären Kommandanten Küffel und Salis stemmten sie sich den Franzosen entgegen, während ein Bataillon den Hohlweg links des Friedhofs umging, um dem Feind in den Rücken zu fallen. Mit Erfolg! Den Österreichern gelang es sogar, die Initiative des Kampfes wieder an sich zu reißen und standen schon bald am Marktplatz, wohin sie den Gegner zurückgedrängt hatten. Für die Franzosen ein höchst kritischer Moment. Wenn man nur Verstärkung erhielte! Doch Hiller hatte sich schon längst entschieden, nach Enns zurückzugehen. Napoleon, der bei Wels über den Fluss gegangen war, bedrohte nun die Flanke. Höchste Zeit für den Rückzug. Die im Ort stehenden Truppen sollten selbst mit der Situation fertig werden.

Abzug der Österreicher
Gegen 16.00 Uhr fielen auch die letzten im Ort stehenden Abteilungen vom Feind ab. Einzelne Geplänkel entspannen sich noch am Ennsfeld, am Schiltenberg und bei Asten, aber die abgekämpften Franzosen machten keine Anstalten mehr, Hiller bis nach Enns zu verfolgen. Von dort setzte sich der österreichische General Richtung Wien ab. Aus militärischer Perspektive endete das Gefecht bei Ebelsberg ergebnislos, aber es stürzte den Ort in eine der größten Katastrophen seiner Geschichte. 60 von 87 Häusern wurden ein Raub des Feuers, das um die Mittagszeit von den Österreichern in der Hoffnung gelegt worden war, damit die Brücke abbrennen zu können.

Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts konnte man viele Spuren der Kampfhandlungen ausmachen. Eines der beiden durchsiebten Zunftschilder hängt noch am Haus 32, das Zweite verschwand mit dem Abbruch des Kornblumhauses. Manche Haustür war noch von Einschüssen zernarbt, das zerschossene Ziffernblatt der Turmuhr wurde 1908 ausgetauscht. Dort und da sind noch heute eingemauerte Kanonenkugeln zu finden. Ein besonders interessantes Stück befindet sich im Besitz der Familie Angerer vulgo Huberberger in Ufer: Eine Marien-Darstellung auf Kupferblech, die früher in Feuchtwinkel hing und die Fuhrknechte auf steilen Wegstücken beschützen sollte. Sie ist von Einschlägen übersät. Andreas Reiter

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